Wachstum und Verschuldung

Die Bundesregierung möchte mit zusätzlichen Schulden das Wachstum in Deutschland anregen. Betrachtet man jedoch die Wachstumsraten über einen langen Zeitraum, so stellt man fest, dass sie kontinierlich gesunken sind. War im letzten Jahrhundert häufig noch der "Kampf ums Öl" ein Hauptgrund für Einbrüche, so ist es seit der Jahrtausendwende das Wirtschafts- und Finanzsytem selbst, das zu den Einbrüchen führte. Ausserdem fällt auf, dass die Abschwünge immer häufiger kommen.

 

Dabei nimmt die Staatsverschuldung immer mehr zu. Hierbei sind nicht nur die neuen Schulden (Staatsdefizit oder Defizitquote) zu berücksichtigen, die das Delta zwischen Staatsausgaben und Staatseinnahmen eines Jahres ausgleichen, sondern die gesamten Schulden (Staatsverschuldung oder Schuldenstandsquote) auf allen Ebenen des Staates, also über Kommunen, Länder, Bund, gesetzliche Sozialversicherungssysteme, Sondervermögen und implizite Verpflichtungen für künftige Pensionszahlungen an Staatsdiener. So ist die Schuldenstandsquote, also der Anteil aller Staatsschulden am BIP, in den letzten 10 Jahren bis 2000 um 58% angestiegen und durch die Finanzkrise wird das laufende Jahrzehnt nicht besser aussehen. Auch wenn ein Staat nur schwerlich insolvent gehen kann, wird jedoch der Handlungsspielraum immer weiter eingeschränkt. So sind im Bundeshaushalt bereits heute 80-85% der Ausgaben festgelegt durch die Zuschüsse an die Rentenversicherung, die Zinszahlungen für die Staatsschulden und die Betriebsausgaben. Welche Schlussfolgerungen können daraus für die Politik und die Unternehmen gezogen werden?

 

Interessant wäre für die Politik eine Art "Target Costing Analyse". Es würde die Frage behandeln, wie der Staat die sozialen Sicherungssysteme ausrichten müßte, wenn sich langfristig ein Wirtschaftswachstum zwischen 0% und 2% einstellen würde. Auch wäre in einer Art Stresstest der Frage nachzugehen, welchen Handlungsspielraum der Staat behält, wenn die Zinsen sich wieder von ihrem historisch niedrigen Niveau entfernen.

 

Für Deutsche Unternehmen ist es dagegen wichtig, in den Wachstumsregionen der Welt mit guten Produkten vertreten zu sein, da die Möglichkeiten allein in Deutschland eher beschränkt sein werden. Auch ist kein großer Spielraum für weitere steuerliche Entlastungen zu erwarten. 

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